Sahara-Rallyeteam Carbotec-Desert-Racing


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Kommentar

2004

Herbst 2004 Wüstenrallye die 20. El Chott

Monate der Vorbereitung und der, so kann man es sagen, Sehnsucht nach Dünen sind vergangen. Der Umbau des Fahrzeuges ist abgeschlossen und Copilot Astrid hat sich in der Navigation fitt gemacht.
5 Wochen vor der Rallye noch ein paar Testfahrten auf selbst geschriebenen Strecken und alles schien perfekt zu sein.
Dann die Katastrophe. Kapitaler Motorschaden. Kurbelwellenbruch. Was nun?
Alf Krischker, ein guter langjähriger Freund beruhigte uns " keine Sorge, wir bauen dir eine neue Maschine ein, mal was richtiges böses, lass mich mal machen". Die Suche nach einer Kampfmaschine wurde durch den Fund einer S Klasse von Mercedes gestoppt. Also Auto holen, Moto raus und basteln. So richtig hat alles nicht gepasst, und arbeiten musste mal schließlich auch noch nebenbei. Alf hatte sich ja schon entschlossen, uns auch als technischer Service bei der Rallye zu begleiten. Sollten alle Vorbereitung umsonst gewesen sein?
Freitag um 6.00 Uhr sollte es losgehen, aber der Motor lag am Donnerstag noch auf der Werkbank. " Keine Sorge" so Alf, " wird schon, sei nicht so aufgeregt. Dann in der Nacht. Ein lautes von Hubraum unterstütztes grummeln in der Halle. Tor auf und ein paar mal hin und her. " Na bitte, geht doch, oder" auch Alf hatte hinter unserem Rücken tief ausgeatmet.

Fahrt über Nacht nach Genua und mit kleinen Augen die großen Schiffe gesehen.

Start / Prolog in einem Flussbett. Teils trocken, teils mit Schlamm und Wasser. Etwas aufgeregt an den Start und los. Kapitale Bescheunigung trieb uns nach vorn.
Astrid hatte viel zu navigieren, aber die Spuren vor uns haben das Weg suchen etwas leichter gemacht. Dann ein Sprung über einen Damm. Harter Aufschlag. Weiter. Nach dem Ziel und einer guten Zeit kam die Quittung. Das vordere Differential hatte sich in die Ölwanne gebohrt. Alf war sofort zur Stelle und hat etwas zu kleben gefunden. " nun aber ein bisschen langsamer bitte, sonst ist es gleich aus", so Alf. Sind langsamer gefahren ( haben wir jedenfalls gesagt ) und im Camp, wo die Frauen sich ausgeruht haben, haben wir den Motor ausgebaut und etwas angehoben. Gegen Mitternacht haben wir gerade den Werkzeugkasten zugemacht, da kam auch schon ein typisches Wüstengewitter runter. Glück gehabt, denn unser Bauplatz stand nächsten Morgen total unter Wasser.

Die Rallye ging weiter und wir haben uns ganz gut geschlagen. In den Dünen sind wir gut zurecht gekommen, der Motor lief tadellos. Dann hat uns die nächste Katastrophe eingeholt. Den gerissenen Keilriemen für die Servolenkung hat Astrid mit Kabelbindern alla Mac Gyver repariert. Nach einigen Kilometern haben wir dann unseren Freund Uwe als Streckenposten passiert. Plötzlich ein lauter Schlag und der Vortrieb war weg. Sch... . Ein Blick unter das Fahrzeug ließ nicht gutes ahnen. Die Flanschmutter im Kreuzgelenk zum Verteilergetriebe hat nicht mehr mit machen wollen. Instandsetzungsversuche nach dem Abkühlen waren ohne Erfolg. Ich habe die Welle ausgebaut und nun hieß es, warten auf den Lumpensammler.
Der kam dann auch und so zerlegten wir gemeinsam einen Gurt nach dem anderen. Auch lösten sich so langsam alle Vorbauten an unserm Auto in Wohlgefallen auf. Dann kam Klaus Spörl, Medikus der Rallye, so "zufällig" vorbei und gab uns eine Kette, die wir durch den Rahmen des Rallyewagens gezogen haben.

Die Sonne senkte sich und der Weg war noch lang. Unterwegs trafen wir noch viele gestrandete und wir halfen wo wir konnten. Die Dünen wurden immer höher und so haben wir beschlossen erst ein anderes, leichteres Fahrzeuge den Vorrang zu geben. Es wurde dunkel, und wirklich dunkel. Kein Mond und auch kein Motorengeräusch von Mattes Behrens seinen Unimog. Die Skorpione und Wüstenfüchse, und eigentlich alles was nachts krabbelt, kam zum schauen. Doch dann am Horizont Scheinwerfer und auch das Motorengeräusch ließ uns aufatmen. Es sollte nun die brutalste Bergungsaktion beginnen, über die man noch Jahre spricht.
Die Dünen waren so hoch und so weich, dass wir gezwungen waren, alle Gurte, Seile und natürlich auch die Kette zusammen zu binden. Dieses Geflecht ergab einen Strang von ca. 40 Meter. Nun hat Schatzi, einer der Copiloten vom Unimog das Geflecht seitlich an uns rückwärts ausgelegt.
Nach dem Startzeichen schoss dann der Unimog an uns vorbei und zog uns mit aller Gewalt über die nächste Düne. Jedes Mal mussten wir den Helm an die Kopflehne pressen und uns extrem festhalten. Bei jedem Schlag dachte ich, dass ich mir die Arme breche, denn ich musste das Lenkrad festhalten. Der Bonbon war ja noch, wir hatten im Stauraum des Mercedes noch einen Motorradfahrer mitgenommen. Dieser hat seinem Helm und den Protektoren sehr viel zu verdanken.
Diese Prozedur wiederholte sich die ganze Nacht. Aber wir waren im Camp, und wir haben uns sofort an die Instandsetzung gemacht. Start nächster Morgen mit einem provisorischen Fahrzeug, aber am Start. Da die Etappe wieder durch extreme Dünen führte, haben wir den Weg durch leichters Terrain gesucht und dafür satte Strafpunkte gesammelt. Egal, aber der G hat dann bis zum Schuß durchgehalten. Dachten wir jedenfalls.

Ankunft in Genua und Platz 7 in unserer Klasse. Wir waren zufrieden. Das bedeutete, wir waren nicht die schlechtesten.

Rückfahrt dann per Achse wieder mit Hindernissen. Zuerst ist uns der durchgebrannte Krümmer abgefallen. Damit war die Fahrt durch die Schweiz unmöglich und ohne Gehörschutz nicht auszuhalten. Dann der Schlag auf der Brennerautobahn. In der Nähe von Trento hat sich das Verteilergetriebe abgemeldet und alle umliegenden Aggregate auch zur Aufgabe überredet. So hat uns Alf dann auf einem Parkplatz in Trento abgestellt. Die Hilfe von zu Hause war mit einem Anhänger unterwegs. Alf hat sich auf den Weg gemacht und wir hatten eine lange kalte Nacht zu überstehen.

Fazit : So hatten wir es uns gedacht, aber nicht gewünscht. Rallye nächstes Jahr? Auf jeden Fall!




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